Verliebtheit oder Liebe?

Februar 1, 2023

Verliebtheit raubt uns den Verstand. Sie setzt unsere Herzens- und Körperfasern in Brand. So sehr, dass wir uns nicht selten buchstäblich die Kleider vom Leib reissen möchten – es auch tun … und uns an Ort und Stelle lieben möchten – egal wo …

Sie katapultiert uns in den 7. Himmel und macht aus einem Tag gefühlt eine Stunde oder aus einer Stunde gefühlt einen Tag, je nachdem ob wir gerade zusammen sind oder getrennt.

Verliebtheit: junges verliebtes Paar im Schneegestöber

Liebe hingegen hat Zeit. Sie fühlt sich eher wie Ruhe und Geborgenheit an. Natürlich gehören Nähe und Zärtlichkeit auch dazu. Die Liebe ist geduldig und nachsichtig.

Wenn wir uns lieben, befinden wir uns mit beiden Beinen auf dem Boden – wir sind eher geerdet als im 7. Himmel, denn wir wissen, die Liebe ist sowieso da, ob wir gerade zusammen sind oder nicht. Wir sind uns innerlich sicher.

Liebe: Liebespaar in liebevoller Umarmung auf herbstlicher Wiese

Folgt aus Verliebtheit immer Liebe?

Die Antwort darauf ist: Leider nein – das ist ein Trugschluss. Das ist gar nicht immer so. Das wird uns zwar immer wieder erzählt und vorgegaukelt, allen voran in den Hollywoodfilmen. Es kann zwar geschehen und geschieht auch oft, aber manchmal kommt uns eben «das Leben» dazwischen …

Verliebtheit ist wie eine Art Sprungbrett oder Vorstufe für die Liebe. Sie kann die Motivation sein, sich überhaupt auf eine langjährige Beziehung einzulassen.

Es gibt viele Gründe, warum aus Verliebtheit dann doch nicht Liebe oder eine feste Liebesbeziehung wird, z.B.:

  • weil Du Dich in den Ferien im Ausland verliebst …
  • Ihr zwei völlig verschiedene Lebenspläne und Lebensziele habt
  • einer von beiden Kinder möchte und der andere nicht
  • Du noch jung bist und Dich noch nicht festlegen willst
  • Dein Gegenüber oder Du oder beide verheiratet sind
  • usw.

Grundsätzlich sind Verliebtheit und Liebe zwei total verschiedene Zustände, die nichts gemeinsam haben, wie wir immer glauben.

Ich will Dir damit überhaupt nicht die Freude am Verliebtsein nehmen – wie könnte ich auch? Denn ich finde diesen Zustand selber wunderschön und hatte manchmal das Gefühl, ich könnte sogar süchtig danach werden.

Süchtig werden ist das «Stichwort» dafür, worauf ich eigentlich hinauswill.

Die Hormone spielen verrückt

Wir verhalten uns bei einer Verliebtheit wirklich beinahe wie Süchtige. Wir tun Dinge, die wir sonst vielleicht nicht tun würden. Wir haben viel mehr Energie als wären wir auf Koks und die körperlichen Sinne reagieren wie wenn wir auf Ecstasy wären. Wir wünschen uns, dass dieser Zustand nie mehr aufhört, obwohl wir schon auch spüren, dass das auf die Dauer eigentlich viel zu anstrengend wäre.

Aber weil es sich eben nicht anstrengend anfühlt, sondern wie auf «Wolke 7», machen wir uns kaum Gedanken darüber wie es sein wird, wenn dieser Zustand wieder vorüber ist. Nein, in der Verliebtheit glauben wir sogar, dass dies immer so bleiben wird, weil wir doch unseren Seelenpartner gefunden haben: «Wir sind doch ganz sicher die Ausnahme!»

Aber wie Du vielleicht selber schon erlebt hast, geht es eben doch vorbei … Manchmal entsteht aus dieser Verliebtheit fliessend eine Beziehung, die sich immer noch super anfühlt. Manchmal aber hört der Zustand ziemlich abrupt und vielleicht auch schmerzhaft auf. Dann nämlich, wenn einer der beiden plötzlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommt und anfängt zu nörgeln oder gar findet, dass das Ganze eine Täuschung war … Oder es ganz einfach im wirklichen Leben nicht passt. («Gruss von Wolke 7»)

Natürlich haben sich schon viele Psychologen und Wissenschaftler mit diesen Phänomenen beschäftigt und herausgefunden, dass bei Verliebtheit eben ganz andere Hormone am Start sind als bei der Liebe. Eine andere Paartherapeutin nennt sie sogar eine «hormonelle Gehirnvergiftung».

Verliebtheit: chemisches Feuerwerk

Viele wissenschaftliche Erklärungen und Studien haben untersucht, welche Hormone bei Verliebtheit am Start sind. Bei einer Verliebtheit sind insgesamt 7 Hormone im Spiel und was die einzelnen Hormone bewirken ist ganz schön interessant. Die Journalistin Franziska Knupper beschrieb das in ihrem Spiegel-Online-Artikel sehr gut und spannend.

Übrigens: wir können diese Hormone nicht willentlich erzeugen, aber sie werden ausgeschüttet, wenn wir in diesen Zuständen sind und das kann 3 bis 18 Monate anhalten. OMG!!!

Emotional gesehen gibt es bei der Verliebtheit oft ganz schön Verwirrungen, Verstrickungen und neben euphorischen Höhenflügen auch depressive Abstürze.

Bei Verliebtheit wird jede Menge Dopamin ausgeschüttet. DOPAMIN ist das sogenannte Glückshormon. Es beeinflusst die Motivation und steigert den Antrieb. Unser Gehirn liebt es, weil es auch der Belohnungsbotenstoff ist und unser Gehirn liebt Belohnungen.

Liebe: wärmendes Feuer

Bei der Liebe hingegen ist ein ganz anderes Hormon beteiligt – nämlich OXYTOCIN. Dies ist das sogenannte Bindungshormon. Es wird ausgeschüttet, wenn eine Mutter ihren Säugling zum ersten Mal nackt auf ihren nackten Bauch gelegt bekommt oder beim Stillen. Es entsteht bei Zärtlichkeiten und Berührungen (Umarmungen, Streicheln usw.), aber auch bei liebevollen Gedanken.

Es wirkt beruhigend und löst vor allem das Gefühl von Geborgenheit aus. Diese Art von Belohnung ist viel «unaufgeregter» wie das Gefühl von Leidenschaft und Erregung, welche bei der Verliebtheit eine sehr grosse Rolle spielen.

Viele Menschen empfinden Ruhe und Geborgenheit manchmal als Langeweile und es entsteht das Gefühl, in ihrem Leben fehle das Abenteuer. Deshalb kann es geschehen, dass sie sich plötzlich – gewollt oder nicht – in einer Affäre oder «Fremdverliebtheit» wiederfinden. Affären sind real. Bei Fremdverliebtheit sind es «nur» Gefühle für eine andere Person in der Phantasie, ohne körperlichen Sex. Beide Zustände können eine längere Zeit anhalten.

Verliebtheit oder Liebe und Affären

Aus dieser vermeintlichen Langeweile kann es geschehen, dass Menschen «plötzlich» (meist eben nicht wirklich plötzlich) fremd gehen, eine Affäre haben oder zumindest «fremdverliebt» sind.

Und nein: das passiert nicht nur, wenn die Beziehung in einer Krise oder ein bisschen eingeschlafen ist. Es kann auch geschehen, wenn die eigene Beziehung sogar sehr gut ist. Weshalb ist das so? Weil die Biologie oder Hirnchemie eine andere ist bei Verliebtheit als bei Liebe. Und unser Gehirn manchmal ganz eigene Wege geht oder gehen will.

Manchmal braucht es nur die Gelegenheit und noch einen Funken dazu und das Feuer entbrennt … Zuerst vielleicht nur mit Fremdverliebtheit, dann folgt aber vielleicht auch eine Affäre draus.

Wie lange dauert denn die Verliebtheit wirklich

Ich fand Zahlen von 3 Monaten bis zu 2 Jahren. Genügend Zeit also, um den momentanen Lieblingsmenschen genauer kennenzulernen und daran zu arbeiten, ob daraus Liebe wird. Ja genau: ARBEITEN!

Viele Menschen glauben, dass sie nur den einen richtigen Herzensmenschen treffen müssen und dann ergibt sich alles wie von alleine. Die Liebe «macht» das dann schon … Bullshit – Pustekuchen!

Eine Beziehung führen bedeutet Arbeit – dass die Liebe einfach so von allein bleibt und immer toll ist und und und … ist eine Illusion – eine Phantasie – ein Luftschloss.

Was also ist mit der Liebe?

Wie schon erklärt, ist Liebe ein völlig anderer Zustand – auch hormontechnisch gesehen. Liebe kann aus Verliebtheit entstehen oder bewusst gewählt werden. Ob aus einer Verliebtheit Liebe wird, hat mit verschiedenen Dingen zu tun.

Einerseits hängt dies davon ab, ob die äusseren Umstände es erlauben, dass daraus eine langjährige Beziehung werden kann und andererseits spielt auch der Alltag eine wichtige Rolle: Passen Eure Persönlichkeiten zusammen, habt Ihr dieselben Lebenspläne und wie funktioniert Ihr zusammen, wenn es mal nicht rund läuft.

Liebe in langjährigen Beziehungen bedeutet Arbeit und Commitment, wenn die Partnerschaft erfüllend und glücklich bleiben soll.

Das Schönste an der Liebe ist: Liebe kann tatsächlich ein Leben lang dauern und sogar noch wachsen. Verliebtheit definitiv nicht – bei niemandem. Es können im Laufe des Lebens wieder Verliebtheitsgefühle auftauchen oder Du kannst daran erinnert werden.

Diese Gefühle werden (leider) nie mehr so intensiv sein wie am Anfang der Beziehung. Die biochemischen Prozesse laufen bei der ersten Verliebtheit eben anders wie danach.

Es ist ein ähnliches Phänomen wie bei der ersten Spritze Heroin: Die 1. erzeugt den grössten «Flash». Alle anderen danach sind nie mehr so intensiv! Die Sehnsucht nach diesem ersten Flash lässt dann die Menschen süchtig werden. Weil die Sucht «sucht» ja etwas. Aber vielleicht am falschen Ort?

Wenn Du der Geborgenheit in der Liebe genau so viel Wert geben kannst, wie den «Wahnsinnsgefühlen» in der Verliebtheit, musst Du nicht mehr ver-«suchen», dieses erste Gefühl immer wieder erleben zu wollen.

Doris Schellenberg


Diese Website habe ich selber erstellt mit Unterstützung von Sabine-Laepple.de . Ich kann Dir Sabine an dieser Stelle wärmstens empfehlen, wenn Du auch Deine eigene Website-Gestalterin werden möchtest. 

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